Es ist eine allgemein anerkannte Tatsache, dass im England des frühen 19. Jahrhunderts eine heiratsfähige Dame nur selten darauf hoffen kann, wahre Liebe und eine gute Partie in ein und derselben Person zu finden. Gerade wenn es sich bei dieser Person um einen Mann handelt.

 

Jane möchte heiraten. Lizzie möchte ihre Unabhängkeit. Und Lydia will einfach nur Spaß. Die drei Schwestern begeben sich auf eine abenteuerliche Reise durch die Stände ihrer Gesellschaft und treffen dabei auf eine mächtige Baronin, einen kauzigen Pfarrer, einen undisziplinierten Soldaten und viel Personal. Doch dann ziehen zwei junge heiratsfähige Männer in die Gegend: der undurchsichtige Darcy und der niedliche Bingley.

Thermoboy FK schauen mit Stolz und Vorurteil durch literarische Figuren auf die Verbindungen zwischen Liebe und Geld, zwischen Zusammenleben und individueller Freiheit – und die Möglichkeit von Theater als Selbstinszenierung und Selbsterfindung. In einer eigenständigen Adaption schreiben sie das Sittengemälde Jane Austens aus dem 19. Jahrhundert neu und fort. Acht Männer spielen dabei Frauen- und Männerrollen und müssen sich so als Performer wie auch als Figuren Fragen nach Repräsentation, Sichtbarkeit und Privilegien stellen.

Foto: Daniel Weigel

PERFORMANCE Malte-Levin Behrens, Florian Brunken, Moritz Brunken, Janis Fisch, Jan Felix Hahn, Dennis Dieter Kopp, Felix Scheer, Jasper Tibbe | BÜHNE, VIDEO Stefan Gottwill, Malte-Levin Behrens, Moritz Brunken | KOSTÜM Harm Coordes, Jan Felix Hahn | MUSIK Felix Scheer, Simon Geuchen | GASTREGIE Leonie Boehm | DRAMATURGIE Susanne Wagner | PR Franziska Janke | PRODUKTION ehrliche arbeit – freies Kulturbüro

 

Eine Produktion von Thermoboy FK in Koproduktion mit dem Theaterdiscounter Berlin. Gefördert von der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa, dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und der Stiftung Niedersachsen. Mit freundlicher Unterstützung der Schwankhalle Bremen.

Bisherige Aufführungen

18. bis 20. Oktober 2018, Theaterdiscounter Berlin

7. bis 9. Dezember 2018, LOT-Theater Braunschweig
21. bis 23. März 2019, Theaterdiscounter Berlin
23. bis 25. April 2019, Kulturfabrik Löseke Hildesheim
27. und 28. April 2019, Theater im Pavillon Hannover
10. und 11. Januar 2020, LOT-Theater Braunschweig
24. und 25. Januar 2020, Schwankhalle Bremen
9. und 10. Januar 2021, Lichthof Theater Hamburg (Stream)

15. und 16. Oktober 2021, Pathos München
 

Die acht Akteure […] spielen mit dem klassischen Stoff, nutzen ihn als Folie für ihren Blick auf Entwürfe von Liebe und Zusammenleben in einer streng geregelten Gesellschaft. Damit ist das Kollektiv zunächst ganz bei Jane Austen, die mit ihrem literarischen Sittengemälde ähnliche Fragen aufwarf.

(Thomas Kaestle, Hannoversche Allgemeine, 29.04.2019)

Die Genderfrage steht natürlich deutlichst im Raum, die nach Ausbeutung und Kolonialismus rahmt den Text durch zynische Geleitworte des Personals. Wahrscheinlich ist das gerade die große Stärke dieser Inszenierung und auch anderer Arbeiten der Thermoboys: einen Diskurs so überdeutlich in den Raum zu stellen, dass drumherum noch allerlei Zauberhaftes passieren kann.

(Jan-Paul Koopman, taz, 25.01.2020)