Vier Kreaturen reisen in ein Haus am See. Was sind sie? Menschen? Tiere? Die Stimme einer Unsichtbaren – Einer Hexe? Einer Agentin? Einer Einsiedlerin? – erzählt die Geschichten der Vier und steuert damit zugleich ihr Handeln auf der Bühne. Das sich mal widersetzt, mal hingibt, mal zum Sprachrohr für ihre Ideen wird.

Überhaupt: Ein Haus am See! Das sagt sich so leicht. Oder liegt hierin heute eine neue Schwere – die schwindender Gewässer und steigender Meeresspiegel in Zeiten eines möglichen Klimakollaps der Zivilisation?

Dem Auftrag, als Autorin ein Theaterstück im Sinne einer „female gaze“ über Männer als Objekte eines weiblichen Blicks zu schreiben, entgegnet Johanna Maxls Text, dass Dichotomien wie Frau-Mann und Mensch-Natur

uns nicht dienen. Dass es jenseits davon so viel mehr zu erkunden gibt in uns und um uns – und dass wir uns mit unseren Geschichten und Körpern dafür einsetzen müssen, davon zu erzählen, bevor unsere Zeit vorbei ist.

Thermoboy FK begeben sich in eine düster-melan-
cholische, rätselhafte Bühnenerzählung, die einen Raum für die Lust am Fantasieren und Schauen entstehen lässt. Und in ihm eine Menge Fragen: Was wollen die Vier so nah am Wasser, in Zeiten zunehmender Dürre? Wie zärtlich, sorgsam oder aggro sind sie zueinander, wie fühlen sie sich in ihren Fleischanzügen? Was legen sie an vor ihrem Haus: Garten oder Grabhügel? Wer sind hier die Werwölf:innen?

 

Foto: Daniel Weigel

 

TEXT Johanna Maxl | VON UND MIT Dennis Dieter Kopp, Felix Scheer, Jasper Tibbe, Simon Vorgrimmler, Susanne Wagner | BÜHNE Stefan Gottwill, Camila Riveros | KOSTÜM Merle Richter | MUSIK Felix Scheer, Simon Geuchen | KÜNSTLERISCHE ASSISTENZ Marie Kraja | PRODUKTION Zwei Eulen

 

Gefördert durch die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa, den Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR, das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur, die Stiftung Niedersachsen und das Kulturamt der Stadt Braunschweig.

 

 

Bisherige Aufführungen

21. bis 23. September 2023, 20 Uhr, LOT Theater Braunschweig

03. + 04. November 2023, 20 Uhr, LOFFT Leipzig

15. bis 17. September 2022, TD Berlin

24. bis 26. November 2022, LOT Theater Braunschweig

28. bis 30. April 2023, Theater im Pavillon Hannover

„Wer schon mal bei einem Abend der „Thermoboys“ war, weiß um ihr (selbst)-ironisches Spiel mit Männlichkeits- und Identitätsperformances. Kaleidoskopisch werden Bruchstücke aus Sein und Schein auf der Bühne zusammengesetzt, Realitätskategorien und ontologische Ordnungen aufgebrochen. […]

Johanna Maxl hat den Text für diesen Abend geschrieben, durch den die Thermoboys mit gewohnt lässig-tapsiger Körpersprache wandeln – und wir, das Publikum, dürfen somnambul mitwandeln. Natürlich liegt darin, wie so oft bei der Gruppe, auch ein utopisches Moment: Die stummen Figuren werden zu Held:innen eines Popmärchens und das gemeinsame Leben emanzipiert sie nach und nach von ihrer Erzählerin. […]

Es klingt vielleicht abgedroschen, ist aber affirmativ gemeint: Man muss sich auf all das einlassen. Dieser Abend ist langsam, er ist verwunschen, er ist in seeblaues Licht getaucht. Und einfach sehr schön.“

(Stephanie Drees, nachtkritik.de, 16.09.2022)